Sieh!
dreifach hebt ein ewig heilig Zeichen
Vom Schädelberge schaurig sich hinan,
und im erstaunten Morgenlichte bleich-
O weh! wie schreckerfallend sieht sich's an! -
kaum ausgezuckt daran dren blut'ge Leichen,
   Die da von Menschenmacht den Tod empfha'n
Ein heilig Furchtbild, Lehre auszusenden
Durch Zeit und Welt von menschlichen Vollenden.

Drei Kreuze sind's, davon sind drei gestorben,
  Und dreifach, wie die Menschheit dreifach stirbt,
Im Lichte, das der Liebe Tod erworben,
  In Gnade, die die Reue sich erwirbt,
Und denn im Fluch' zum ew`gen Tod verdorben,
  Was troßend seiner Todtheit stolz verdirbt,
Und unten ist`s ein Trauerbild geworden,
Wie Erdgerichte richten, irren, - morden.

So wie die Liebe starb, so liebend sterben,
  So kann es, ach! auf Erden Niemand mehr!
Die Liebe mußte sich den Tod erwerben,
  So macht die Menschheit sich die Liebe schwer.
Doch hob sie ihre Feinde sich zu Erben,
  Und sendet immer Liebe auf uns her,
Und wir zerfleischen, morden sie noch immer,
Und immer liebender strahlt uns ihr Schimmer.

Zur Rechten starb mit Schmerz entsühnte Reue
  Der irdisch schwach gefalln in Menschlichkeit,
Und nieder senkt sich des Erbarmens Weihe
Auf's blut`ge Schmachgericht der Zeitlichkeit.
Auf das sich seiner Heiligun; erfreue
  Das arme Leben in der Seligkeit.
Ein Ach von Reue, eh' es n`ch verschieden,
Und Liebe Liebe gibt Ihm Gottes Frieden.

Der Linke starrt mit ausgereckten Knochen,
  Mit stierem Aug', das Grau dem Grausen droht,
Sein Herzschlag war ein wildes Pfortenpochen
  An seiner Höll', für derlei Truggeboth
Er frech mit Gott des Lebens Bund gebrochen,
Und nieder zog das Göttliche zum Spott.
Die Liebe schwieg, - und Fluch vom Richterspruche
Ist es, - das sich das Laster - selbst verfluche.

'Zum Lieben, Sterben, Höchstes zu erringen,
  Wie Mittler du - wer mag das Werk bestehn?
Mit sich, mit Schuld und Erdenschmerzen ringen,
  Und aus der Tiefe rufen zu den Höh'n
Ein zitternd Ach am Schluß des Kampfes bringen,
  Und endlich ein in Deine Liebe geh'n;
Nur das darf schmerzentsühnt das Leben hoffen,
Und nur der Demuth ist der Himmel offen.

Gedicht von: Kollmann

Aus
Der Aufmerksame, Ausgabe Nr. 77
Samstag, 28. Juni 1817 - MuseumsCenter Leoben

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