Mitschriften Karrer - Kalvarienberg

Karrer 1844

Samstag den 24ten als am Bartholomäustag wurde in Göß am Berg Calvari
morgens mit einer Prozession die erste Glocken feyerlich hinaufgetragen und in Thurm gehängt.
Mit den 1ten Glockenzug des Hochw: Herrn Pfarrer Binzenz Janser und Hrn: Hofrichter Sablatnigb
von Gösser schallten Trompeten und Pauken, dann Böllerschüsse. Nachmittags um 3 Uhr,
weil ein sehr schöner Tag war, lasst mich H: Vetter Feyerabend machern, wo ich gleich den Berg

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Calvariä besuchen ging. Die Glocke erhielt in der Taufe den Namen Maria und ist 123 1/2 lb.
schwer und kost samt Fracht von Salzburg bis hiher 130 fl CMz. Auf der glocken ist lesen
"Anna Barth, Bürgerin von Leoben hat geopfert, Gegossen Franz Oberascher in Salzburg 1844"

Karrer 1845

Sonntag am 27ten d. um 4 Uhr morgens ging ich zum ersten Mal wieder für dieses Jahr am Berg Calvariä , wo die Kapellen schon sehr schön hergericht war mit einem schönen verschlossenen Thurm, die Fenster von roth und braungelben Glas eingemacht. Der Boden mit weichen Holz in Kreuz eingelegt. Maria Himmelfahrt

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zierte den Altar, 4 Stück schöne Doppelleuchter, Das Antependium [stellte] Jesus im Grabe vor, alles sehr schön geziert, ein altgotisches Speisgitter von Holze, ein hölzerner vergoldener Luster mit 6 Leuchtern, um die Wände 4 Bilder: Jesu Grablegung, Jesu Geburt, Jesu Haupt und Maria. Der Morgen war kühl und hatte einen kleinen Reif.

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Nach diesen auf den Berg Calvari hinauf spaziren. Die Kapelle war offen, ein herrlicher Anblick darinnen und um die Umgebung, daß ihm das Besteigen für einen fremden Reisenden des Berges nicht reuen werde. /: Das Altarblatt ist nicht wie ich schon schrieb, Maria Himmelfahrt, sondern die Verklärung Christi:/.

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Am 12ten May als am Pfingstmontag morgens um 1/2 5 Uhr auf, um 6 Uhr in die Kirche zur hl: Messe. Um 7 Uhr zu meiner Juli frühstücken, Kaffee 16 x.W.W. Um 1/2 8 Uhr ging ich zu der feierlichen Prozession nach Göß, welche von der Pfarrkirche über den Leidensweg zu der Kapelle 14.St.[ation] Das heilige Grab /:am Berg Calvariä:/ hinaufginge und zur feierlichen Einweihung. Dieses Fest wurde schon mit Tagesanbruch am Berg Calvari mit 6 Böllerschüssen verkündiget.  Der Auszug aus der Kirche begann um 8 Uhr unter dem Geläute aller Glocken und vielen Böller-Schüssen.

Die feierliche Prozession wurde vom Geistlichen Hn: Drinker, Kaplan in Göß, angeführt. Darauf folgten 2 Fähnchen, 18 Jungfrauen in weißen Kleidern, die Sänger, Musikanten, wieder 2 rothe Fähnchen. Jetzt folgte der geistliche Clerus von 6 Redemptoristen-Cleriker, welche gesungen haben, dann 12 Priester, darauf der H: Propst Alois Laritz von Bruck in seiner

festlichen Infulierung , begleitet mit den schönen Himmel /: ein Andenken noch an die Klosterfrauen in Göß, sehr schön gestickt und schwer von Silber, wo unterfür  die Stiftswappen und die Buchstaben und Jahreszahl zu sehen ist mit M.G:   A.G.1741 . Wirklich merkwürdig anzusehen:/ und Windlichtträgern. Jetzt folgten die Herren und Damen und hierauf die unzählige Menge Menschen abgeschlossen den Leidensweg hinauf. Die Prozession bei der Kapellen angelangt, so wurde schon von weiten mit den Glöcklein geläutet und immerwährend mit Böllern geschossen.

Der Berg Calvariä war schon mit einem unzähligen Volke umrungen. Man zählte die Menge des herbeigeeilten Volkes zu diesem feierlichen Feste zwischen 3 und 4000 Menschen. Bei der Ankunft wurde gleich von Hochw. Herrn Propst die Kapelle eingeweihet, dann folgte im Freien auf der linken Seite, wo eine Kanzel aufgerichtet war, die Predigt von Geistlichen Herrn Anton Gschuchi, derzeit provisorischer Pfarrer in Röthelstein,eine sehr schöne, lehrreiche und anpassende Rede zu diesen Feste von Leiden und Sterben Jesu, abgetheilt in einen Eingang von denen Stiftern und Wohlthätern dieses Berg Calvari, dann 3 Theilen 1ter Leiden Jesu, 2ter den verworfenen Schächer zur Linken, 3ter den reumütigen Schächer zur Rechten und den Schluß, "Ziehe die Schuhe aus, denn der Ort ist heilig", den wir oft besteigen sollen.

Dann folgte das hl.Amt in der Kapelle von Hochw. Herrn Propst mit Assistenz. Darauf folgte noch eine stille heilige Messe von Geistl. Hn: Drinker. Der geistliche Clerus zog im Stillen mit der Musik begleitet in den Burgfried hinunter, wo um 12 Uhr der Schluß war und ich erst nachhause ging. Dieser Kreuzweg und Kapelle wurde von herrn v. Pengg und Hochw: Hn: Pfarre

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Vinzenz Janzer in Göß und noch andren Wohlthätern errichtet. Der Tag war herrlich schön und angenehm, nur ein kleiner vorbeigehender Regenspritzer hatte es unter der
Predigt gemacht. Dann war es wieder sehr schön und warm.