Karrer 1845
Sonntag am 27ten d. um 4 Uhr morgens ging ich zum ersten Mal
wieder für dieses Jahr am Berg Calvariä , wo die Kapellen schon sehr schön hergericht
war mit einem schönen verschlossenen Thurm, die Fenster von roth und braungelben
Glas eingemacht. Der Boden mit weichen Holz in Kreuz eingelegt. Maria Himmelfahrt
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zierte den Altar, 4 Stück schöne Doppelleuchter, Das Antependium
[stellte] Jesus im Grabe vor, alles sehr schön geziert, ein altgotisches Speisgitter
von Holze, ein hölzerner vergoldener Luster mit 6 Leuchtern, um die Wände 4
Bilder: Jesu Grablegung, Jesu Geburt, Jesu Haupt und Maria. Der Morgen war kühl
und hatte einen kleinen Reif.
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Nach diesen auf den Berg Calvari hinauf spaziren. Die Kapelle
war offen, ein herrlicher Anblick darinnen und um die Umgebung, daß ihm das
Besteigen für einen fremden Reisenden des Berges nicht reuen werde. /: Das Altarblatt
ist nicht wie ich schon schrieb, Maria Himmelfahrt, sondern die Verklärung Christi:/.
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Am 12ten May als am Pfingstmontag morgens um 1/2 5 Uhr auf,
um 6 Uhr in die Kirche zur hl: Messe. Um 7 Uhr zu meiner Juli frühstücken, Kaffee
16 x.W.W. Um 1/2 8 Uhr ging ich zu der feierlichen Prozession nach Göß, welche
von der Pfarrkirche über den Leidensweg zu der Kapelle 14.St.[ation] Das heilige
Grab /:am Berg Calvariä:/ hinaufginge und zur feierlichen Einweihung. Dieses
Fest wurde schon mit Tagesanbruch am Berg Calvari mit 6 Böllerschüssen verkündiget.
Der Auszug aus der Kirche begann um 8 Uhr unter dem Geläute aller Glocken und
vielen Böller-Schüssen.
Die feierliche Prozession wurde vom Geistlichen Hn:
Drinker, Kaplan in Göß, angeführt. Darauf folgten 2 Fähnchen, 18 Jungfrauen
in weißen Kleidern, die Sänger, Musikanten, wieder 2 rothe Fähnchen. Jetzt folgte
der geistliche Clerus von 6 Redemptoristen-Cleriker, welche gesungen haben,
dann 12 Priester, darauf der H: Propst Alois Laritz von Bruck in seiner
festlichen Infulierung , begleitet mit den schönen Himmel
/: ein Andenken noch an die Klosterfrauen in Göß, sehr schön gestickt und schwer
von Silber, wo unterfür die Stiftswappen und die Buchstaben und Jahreszahl
zu sehen ist mit M.G: A.G.1741 . Wirklich merkwürdig anzusehen:/ und
Windlichtträgern. Jetzt folgten die Herren und Damen und hierauf die unzählige
Menge Menschen abgeschlossen den Leidensweg hinauf. Die Prozession bei der Kapellen
angelangt, so wurde schon von weiten mit den Glöcklein geläutet und immerwährend
mit Böllern geschossen.
Der Berg Calvariä war schon mit einem unzähligen Volke
umrungen. Man zählte die Menge des herbeigeeilten Volkes zu diesem feierlichen
Feste zwischen 3 und 4000 Menschen. Bei der Ankunft wurde gleich von Hochw.
Herrn Propst die Kapelle eingeweihet, dann folgte im Freien auf der linken Seite,
wo eine Kanzel aufgerichtet war, die Predigt von Geistlichen Herrn Anton Gschuchi,
derzeit provisorischer Pfarrer in Röthelstein,eine sehr schöne, lehrreiche und
anpassende Rede zu diesen Feste von Leiden und Sterben Jesu, abgetheilt in einen
Eingang von denen Stiftern und Wohlthätern dieses Berg Calvari, dann 3 Theilen
1ter Leiden Jesu, 2ter den verworfenen Schächer zur Linken, 3ter den reumütigen
Schächer zur Rechten und den Schluß, "Ziehe die Schuhe aus, denn der Ort
ist heilig", den wir oft besteigen sollen.
Dann folgte das hl.Amt in der
Kapelle von Hochw. Herrn Propst mit Assistenz. Darauf folgte noch eine stille
heilige Messe von Geistl. Hn: Drinker. Der geistliche Clerus zog im Stillen
mit der Musik begleitet in den Burgfried hinunter, wo um 12 Uhr der Schluß war
und ich erst nachhause ging. Dieser Kreuzweg und Kapelle wurde von herrn v.
Pengg und Hochw: Hn: Pfarre
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Vinzenz Janzer in Göß und noch andren Wohlthätern errichtet.
Der Tag war herrlich schön und angenehm, nur ein kleiner vorbeigehender Regenspritzer
hatte es unter der Predigt gemacht. Dann war es wieder sehr schön und warm.
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