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Der Windischberg

Die Bezeichnung betitelt den Berg der Windischen oder Wenden.

Das Wort „Windisch“ ist eine ursprünglich deutsche Bezeichnung für Slawen  (Wenden/Winden). Der Name erinnert an die letzten Überreste des slawischen Vorstoßes im Mittelalter.

Als Windisch werden ebenso grundsätzlich die in Südkärnten gesprochenen Varietäten der slowenischen Sprache bezeichnet.

Die Slawenbesiedelung wird zudem wie folgt belegt: „Die Mehrzahl der slawischen Siedler bildeten die Slowenen in: Zlatina (Schladnitz), Costiza (Göß), Windischberg, Lesken (Brauereihube), Obgräz (Wehranlage des Massenberges), Obritz (Gestade), Tabolzen und Mosken (See) in Judendorf, Mellmeierhof (Hof beim Sandberg), u. a. Diese und andere Orts- und Flurnamen (sowie heidnische Kultstätten) sind Zeugen einer eineinhalb Jahrtausende alten Siedlungstätigkeit.“ (T 01)

Im Nordosten des Berges trifft man beim Tullergut auf die Gegend „am Duel“ was vom slawischen Begriff dul = Senkung herleitet.  Oder die Schmollhube am Kienberg  leitet sich vom slowenischen smol = Pech, Harz ab.  

In einem alten Buch wird in diesem Zusammenhang sogar noch die kleine Ortschaft „Windischberg“ benannt. So war dieser Bereich einst sogar als Ortschaft angesehen.

Einige interessante Details zur Geschichte dieses Berges:

Vorab erwähnenswert ist, dass die älteste geschlossene Siedlungstätigkeit wohl östlich des Stiftes Göß am Lauf des Gößbaches stattfand. Vom Gößgraben ging es dann in den „Diebsweg“ (Detail 1) über,. eine früher häufig für den Saumverkehr (Detail 2) benützte Verbindung ins Murtal bei Frohnleiten. Der Gößbach, welcher südlich direkt am Windischberg vorbei fließt, war einst eine wesentliche "Eisenstätte“. 1502 waren an diesem Bach noch 16 Hammerwerke tätig. Der Windischberg liegt direkt auf der linken Seite vor dem Kaltenbrunner- bzw. Gößgraben. So lässt sich auch ein diesbezüglicher Zusammenhang mit dem Windischberg ableiten.

Auch winzerische Nutzung lässt sich auf diesem Berg nachweisen: Im 17. Jahrhundert  hatte die Frau Äbtissin Maria Johanna einen Weingarten in Windischbichl zu Jaring um 1000 fl. und 25 Dukaten Leihkauf erworben.

Ebenso bietet vor allem der vordere Bereich des Windischberges, der heutige Kalvarienberg, eine besondere Aussicht in Richtung Hinterberg, Donawitz, Leoben und wie eben genannt, zum Gößgraben und Kaltenbrunn.

Daher drängt sich die Vermutung auf, dass einst der vordere Windischberg (heutige Kalvarienbergbereich) mehrmals durchaus wesentliche (militärische) „Schlüsselrollen“ z. B. als Sichtwarte oder Kontroll- und Wachturm für die Massenburg bzw. das Stift Göß einnahm. Sicher belegt ist, dass er im zweiten Weltkrieg als Schützengraben diente.

1741 wurden am Windischberg bei großen und häufigen Truppendurchmärschen sowohl Reiterei als auch Fußvolk ins Quartier gelegt.

Es ist zudem belegt, dass der Diebsweg auch militärisch von den Franzosen aber auch kaiserlich österreichischen Truppen benutzt wurde.

Erster Kartoffelanbau Leobens am Windischberg:

Ein interessantes Geschichtsdetail ergibt, dass der vermutlich erste Kartoffelanbau Leobens ja sogar in der Steiermark, wohl am Windischberg stattgefunden haben wird:

Es war im Jahre 1774 wo es hier schon Kartoffelanbau gab.

Ein aus Würzburg stammender, fränkischer Soldat der Leobener Garnison  hatte aus seiner Heimat fünf Erdäpfel mitgebracht und „nach der zu Hause erhaltenen Instruction des Anbaues bei dem Tullerbauer, damals Jacob Hassmann am Windischberg den ersten Versuch“ gemacht. Einige Zeit später konnte bereits das ganze in Leoben in Garnison liegende Militär damit versorgt werden.

Der Ergänzung halber soll jedoch mitgeteilt werden, dass der der „Erdt Äpfel“ bereits am 17. März 1689 in der stiftischen Küche Erwähnung fand. Ob er dort auch angebaut wurde, konnte bislang nicht nachgewiesen werden.


Wie bereits angeführt, fand am Fuße des Windischberges, am Gösserbach ein Teil der Eisengeschichte Leobens statt:

1840 liest man von einer ganzen Reihe von Betrieben, die der Gösserbach betreibt: ein Zerrenhammerwerk, eine Sensenschmiede, zwei Mühlen, eine Hackenschmiede, einen Zeughammer, eine Nagelschmiede, eine Hafnerstampf, eine Brettersäge und eine Tuchwalke.

So grenzt z. B. noch heute die „Nagelschmiedgasse“ südlich an den Windischberg. Ebenso erinnert die Bezeichnung Hammerschlag in Kaltenbrunn oder die Hammerwiesen an die „Eisenzeit“ in diesem Bereich.

1782 gehört der Windischberg zur Pfarre Göß. 1842 errichtet diese den Kreuzweg und somit den bekannten Kalvarienberg.

Obwohl ich keinen Hinweis darauf finden konnte, dass Peter Rosegger bei seinen vielen Leobener Bewanderungen auf dem Kalvarienberg war, kann man es aus Zeitgründen zumindest vermuten. Eines ist sehr wahrscheinlich: dass er am Windischberg war! So steht im Heft "Peter  Rosegger und Leoben" vom Obersteirischen Kulturbund von Peter Rosegger geschrieben:
"Langsam wandelt man  da entweder über Göß oder den Windischberg durch Obstgärten und Felder dahin und sehr bald ist man in einer Schlucht zwischen Felsen und der Wildbach rauscht und schäumt und ringt sich zwischen den Steinen durch." (T 16)

 

Die große Hungersnot des ersten Weltkrieges zeigt sich auch am Windischberg: 1916 erfährt man, dass u. a. beim Bauern Nager am Windischberg (Fleisch und Brot) in der Kriegszeit eingebrochen wurde. Am 6. April 1917 (Karfreitag) wurden beim „Feichter“ am Windischberg in der Nacht ein Schwein im Stalle geschlachtet und die Gedärme dem Besitzer überlassen. In derselben Nacht wurden beim Zeritsch am Windischberge sämtlichen Hühnern die Köpfe abgehackt und diese dem Besitzern überlassen. (T 04)

Zum Abschluss noch etwas sehr Schönes von diesem Orte: Die Zwetschken des Windischberges sollen von den Leobenern immer sehr geschätzt worden sein, und diese gibt es natürlich noch heute!

Detail 1: Den Diebsweg gibt es auch heute noch als Verbindung zw. Groß Gößgraben Leoben und Gamsgraben Frohnleiten

Detail 2: Saum steht als veralteter Begriff für „Last“ und kommt aus dem althochdeutschen soum. Ein Saumpfad ist ein für Wagen und Gespanne zu steile, schmale oder unwegsame Altstraße. Auf dieser wurden früher mit Hilfe von Saumtieren (Tragtieren wie Esel, Maultiere) Güter transportiert.


 

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